Am ersten Maiwochenende war es endlich wieder so weit, das
Jahrestreffen des Deutschen Origamivereins wurde in Bonn abgehalten. Es waren
drei wunderbare Tage voll von Papier, Falten und alte sowie neue Freunde
treffen.
Von vorangegangenen Treffen hatte ich bereits ausführlich
berichtet, was dort geschehen war und wie diese Zusammenkünfte generell
aussehen. Daher habe ich mich dieses Mal eine einzige Frage überlegt, die ich
ein paar anwesenden Faltern stellte. Gemessen an den 230 Teilnehmern habe ich
zwar nur sehr wenige Menschen befragt, dennoch sind einige wunderschöne
Geschichten zusammengekommen. Aber lest einfach selbst:
Bonn, 2. Mai 2015, ich habe die Hilli Zenz zum Falten |
Die Frage:
Welches war das erste Origamibuch, das du
besessen hast?
Ilan Garibis erstes Origami Buch - Ilan Garibis first Origami book |
Ilans erstes Buch war ‚Origami 1‘ von Robert Harbin. Alles
begann mit einem Flügel schlagenden Vogel, den ein Klassenkamerad zur Schule
mitbrachte, als Ilan elf Jahre alt war. Er kannte durchaus traditionelles
Origami, doch dieses Modell war für ihn neu und der Bewegungsmechanismus
faszinierte ihn.
Gemeinsam mit seiner Mutter ging Ilan in einen Laden und sie
kauften ein Origami Buch, in dem sich die Anleitung des besagten Vogels befand.
Für einen Zeitraum von 18 Jahren war dies die einzige Quelle von
Origami Modellen für ihn. Nichtsdestotrotz wusste er, dass es noch mehr geben
musste, denn er hatte die Hebräische Version von ‚Origami 1‘, auf dessen Titel
sich ein Einhorn befand. Das Besondere daran war, dass eine Anleitung für
dieses Modell im Buch fehlte.
Im Alter von 19 Jahren reiste Ilan schließlich nach Singapur
und besuchte dort einen Buchladen. Die große Zahl an Origamibüchern begeisterte
ihn und die Zeit mit nur einer Origami Quelle war vorbei.
Carlos Natan López
Nazario (Origami Natan)
Natans Geschichte ist kurz, aber ich denke es gibt einige,
die ganz ganz ähnlich sind. Sein erstes Buch war eine Sammlung von Origami
Modellen. Er kann sich leider nicht mehr an den Titel erinnern, doch weiß er
noch, dass darin ein Sonobe Modul zu finden war. Natan war bereits 20 Jahre
alt, als sein Mutter die Idee hatte, ihm ein Origami Buch zu schenken und
scheinbar kennt sie ihren Sohn sehr gut. Diese erste Sammlung mit Origami
Anleitungen markiert den Anfang eines wunderbaren Hobbys für ihn.
Yureikos erstes Origami Buch - Yureikos first Origami book |
Melina Hermsen (Yureiko)
Melina faltet quasi seit ihrer Geburt Papier und so bekam
sie auch ihr erstes eigenes Origami Buch relativ früh. Von einer Nachbarin
bekam sie im Alter von drei oder vier Jahren das Buch ‚Kami to Origami‘ von Kunihiko Kasahara geschenkt, das diese es nicht mehr brauchte. Das Besondere an
dem Buch ist, dass es aus dem Geburtsjahr Melinas stammt.
Bis in das Jahr 2007 war es die einzige Bezugsquelle von
Origami Modellen für sie. Bis dahin war es bereits sehr lädiert und fiel fast
auseinander, weil es so häufig verwendet wurde. Kein Wunder, dass Melina es
daher drei Jahre später noch einmal kaufte, als sie ihren „Wegbegleiter“ in
Sachen Origami in einer Neuauflage entdeckte. Heute nutzen vor allem ihre
Schüler das Buch, um das Falten zu erlernen, denn es deckt fast alle Bereiche
von Origami ab, von Tieren, über Actionmodelle bis hin zu Modularem Origami und
Kirigami.
Dirk Eisner (Eisfold)
Während andere erst einmal ihre Nische im Origami finden
mussten, schein Dirk sofort gewusst zu haben, was er will. Während eines
Aufenthalts in London im Jahre 2000 entdeckte er im Shop des Science Museums
das Buch ‚Mathematical Origami‘ von David Mitchell. Er sah es, kaufte es und
begann noch im Hotel damit, die ersten Modelle zu falten.
An sich wusste Dirk schon, was Origami ist, doch ein
derartiges Buch hatte er noch nie gesehen. Es war deshalb nicht nur die Neugier
am Falten allein, sondern auch sein generelles Interesse an der Mathematik, die
ihn dazu motivierten, genau dieses Buch zu kaufen. Danach ging es in diesem
Bereich weiter. Dirk suchte im Internet nach Informationen und stieß recht
schnell auf die Arbeit von Tom Hull, der recht ähnliche Modelle faltete.
Schließlich brachte ihn die Begeisterung so weit, dass er begann eigene Werke
zu entwickeln, die – wie konnte es auch anders sein – vor allem geometrische
Körper sind.
Franzis erstes Origami Buch - Franzis first Origami book |
Franziska Schwarz
(Flämingfalter junior)
Für Franziska kam der Gedanke, sich Origami Bücher zu
wünschen oder zu kaufen, lange Zeit nicht auf, denn sie brauchte nur zum Regal
ihrer Mutter gehen und sich dort ein Buch aussuchen. Sie faltete gern und fand
vor allem Gefallen an modularem Origami, vor allem das Sonobe Modul hatte es
ihr angetan. So kam es dann, dass sie im Jahr 2009 von dem Buch ‚Modular Origami Polyhedra‘ von Lewis Simon, Bennett Arnstein und Rona Gurkewitz hörte.
Darin sollten sich viele Variationen ihres Lieblingsmodells befinden und
schließlich entstand erstmals der Wunsch ein eigenes Origami Buch zu besitzen.
Und so wie es aussieht, war die Entscheidung goldrichtig gewesen, denn sie hat
tatsächlich jedes Stück Origami aus dieser Publikation nachgefaltet.
Helma van der Linde
Um ehrlich zu sein, dies ist meine Lieblingsgeschichte,
wahrscheinlich wegen der leicht ironischen Elemente. Helmas erstes Origami Buch
war ‚Origami Step by Step‘ von Robert Harbin. Sie kaufte es in den späten
1980er Jahren, als sie während einer Ausbildung in England war. Die Entscheidung,
in dieses Buch zu investieren war gefallen, als sie beim Durchblättern einen schönen
Schwan entdeckte.
Helmas Schwan von Patricia Crawford, gefaltet von Ondrej and Radim Cibulka -
Helmas swan by Patricia Crawford,
by
Ondrej and Radim Cibulka
|
Zu unserem Glück kam Helma zum Origami zurück, als sie 1996
schwanger war. Zur Ankunft des Babys wollte sie die Karten selbst machen und
vorne drauf sollte ein gefalteter Storch kommen. Dieses Mal holte sie sich
professionelle Hilfe vom Niederländischen Origamiverein. Sie besuchte eine Frau
und nach langer Suche in deren Büchersammlung kaufte sie ihr zweites
Origamibuch, eines mit einem Storch darin. Aber noch immer war Helma ein
Anfänger und der Storch war nicht für sie gemacht. Der Unterschied dieses Mal
war aber, dass sie jemanden gefunden hatte, der ihr helfen konnte, die Modelle
zu falten. Die beiden Frauen wurden Freunde, Helma trat der Origami Sociëteit Nederland bei und auf die Babykarten kam ein einfacher Kranich drauf.
Daniel Chang (Mitanei)
Daniel wurde durch seinen Cousin auf das Thema Origami
gebracht. Er war so begeistert davon, dass ihm seine Tante beim nächsten Besuch
ein Origamibuch aus ihrem Heimatland, den USA mitbrachte. An den Titel erinnert
Daniel sich zwar nicht mehr, aber er weiß noch, dass es ein amerikanisches Buch
war, Schachteln, einen Kranich und ein Gesicht enthielt. Die Leidenschaft war
auf jeden Fall entfacht und nach ca. 2 Jahren kam bereits das nächste Buch in
die Sammlung.
Echse von Jens Kober, gefaltet von Gonzalo García Calvo - Lizard by Jens Kober, folded by Gonzalo García Calvo |
Jens Kober
Jens hat eine Entwicklung durchgemacht, die glaube ich gar
nicht so selten ist. Er hatte als Kind schon immer gern gebastelt und so
erhielt er dann auch im Alter von acht Jahren von seinen Eltern das Buch ‚Hobby Origami‘ von Zülal Aytüre-Scheele plus Papier als Geschenk. Es gefiel ihm und
so bekam er auch noch die nachfolgenden Bände der Autorin.
Mit 12 Jahren kam dann aber der Bruch, die Bücher blieben im
Regal und andere Dinge nahmen ihren Platz in Jens‘ Leben ein. Doch die Falter
in der Welt legten keine Pause ein. Als Jens dann im Jahr 2010 im Internet nach
Origami suchte, um ein Geburtstagsgeschenk zu dekorieren, war er begeistert,
wie viel es noch zu Origami gab und er kam zurück zum Papierfalten.
Ilses neuestes Bild auf Flickr - Ilses newest photo at flickr |
Die gute Seele von Flickr, Esli, hat erst 2010 zu Origami
gefunden. Auslöser waren der Ruhestand, mit dem mehr Zeit zur Verfügung stand,
und ein Geschenk, das mit einem Sonobewürfel dekorierte war, dies brachte das
Interesse. Ilse machte sich schlau und entdeckte Origamischachteln für sich,
diese sind wunderschön und auch noch praktisch. Dementsprechend war dann auch
ihr erstes Buch eines mit Schachteln und natürlich von der Meisterin Tomoko
Fuse.
Auch hier folgten viele weitere Bücher, der Account bei
Flickr, die Mitgliedschaft bei Origami Deutschland. Es blieb auch nicht bei
Schachteln, Ilse stellt sich immer wieder neuen Herausforderungen, derzeit sind
es komplexere Tiere und Tessellations.
So, das war es, mehr Leute habe ich nich befragt. Repräsentativ
ist es damit auf keinen Fall, aber es bietet eventuell eine kleine Auswahl an
Origamigeschichten. Im Nachhinein fiel mir allerdings auf, dass ich keinen
jüngeren Origamifalter befragt habe. Alle Befragten haben Bücher als Ursprung
ihrer Leidenschaft, außer Ilse, die erst sehr spät angefangen hat. Die Theorie
wäre also, dass die „Internet Generation“ sich zunächst über die digitalen
Medien mit Anleitungen versorgt hat und dann später erst nach ganz spezieller
Literatur suchte. Vielleicht gibt es auch jene, die gar kein Buch haben?
Erzählt mir einfach Eure Geschichte in den Kommentaren und
vielleicht wird dann einiges klarer.
During the
first weekend of May the annual meeting of Origami Germany took place in Bonn. It’s been three
wonderful days full of paper, folding and meeting old as well as new friends.
I wrote
about former conventions and what we are doing there in detail on this blog.
This time I chose to pose one single question to some of the present folders.
Compared to the number of 230 people at the meeting, I asked quite a few
people, but all together these are some very beautiful stories. Well, just have
a look by yourself:
Folding together with special guest Mark Bolitho |
The
question:
Which was the first Origami book, that you owned?
Ilan
Garibi (Israel)
Ilans first
book was ‘Origami 1’ by Robert Harbin. Everything started with a flapping bird
a classmate brought to school when Ilan was eleven years old. He knew about
some traditional Origami, but this model was new to him and he was fascinated
about the mechanism that made it move.
Together
with his mom Ilan went to a shop and bought an Origami book with the
instruction for this special bird in it. For 18 years this was the only
resource of Origami models to him. Nevertheless he knew there had to be more,
because he had the Hebrew version of ‘Origami1’, with a unicorn on the cover.
The funny thing about it is that there was no instruction for a unicorn in the
book.
At the age
of 19 Ilan travelled to Singapore and went to book store there. The large
number of Origami books amazed him and no longer had only one source of
diagrams.
Natan... |
Carlos Natan López Nazario (Origami Natan)
Natans
story is short, but I think there are many like these. His first book was a
collection of Origami models. He does not remember, what the title of it was,
but he knows that there was a Sonobe Unit in it. Natan was already 20 years old
when his mother had the idea to give him an Origami book as a present and it
looks like she knows her son very well. This first collection of Origami instructions
marked the beginning of a great hobby to him.
Melina Hermsen (Yureiko)
It seems as
if Melina was folding paper since she was born and so she received her first
Origami book quite early. At the age of three or four a neighbor gave her the
book ‘Kami to Origami’ by Kunihiko Kasahra as a present, because she didn’t
need it anymore. The fun fact about the book is that it was published in the
year of Melinas birth.
Until 2007
this was the only source of Origami models to her. By the time the book was
almost falling apart, because it had been used that much. No wonder that Melina
bought the new edition of her “Origami companion”, when she found it three
years later. Nowadays her students use the book to learn how to fold as there
are so many techniques in it. There are animals and action models, Modular
Origami and even Kirigami in there.
Dirks erstes Origami Buch - Dirks first Origami book |
Dirk Eisner (Eisfold)
While
others had to find their niche in Origami, it looks as if Dirk always knew what
he wanted. During a journey to London in the year 2000 he stumbled over the
book ‘Mathematical Origami’ by David Mitchell in the shop of the Science
Museum. He saw it, he bought it and started to fold models out of it as soon as
he was back in the hotel.
All in all
Dirk already knew what Origami is, but he had never seen a book like this
before. It was not only curiosity in folding something, but also the interest
in Math that motivated him to buy this special book. After this event he went
on concentrating on this topic. Dirk looked up some information in the internet
and found the work by Tom Hull, who does quite similar things. Finally the
fascination about Origami was that high that he designed his own models – most
of all geometric shapes.
Franziska Schwarz (Flämingfalter junior)
To
Franziska the idea of buying an Origami book didn’t occur for a long time,
because she only had to go to the shelf of her mother and take one out. She
liked folding and she took a pleasure in doing Modular Origami, especially the
Sonobe unit she appreciated. Finally she heard about the book ‘Modular Origami Polyhedra‘ by Lewis Simon, Bennett Arnstein and Rona Gurkewitz in 2009. It was said that there are many variations
of the Sonobe in it and for the first time there was the desire to own an
Origami book. And it looks as if the decision was right, because she folded
every piece of Origami that was shown in this publication.
Helmas erstes Origami Buch - Helmas first Origami book |
Helma van der Linde
To be
honest this is my favorite story because of the slightly ironic parts in it. Helmas
first Origami book was ‘Origami Step by Step’ by Robert Harbin. She bought it
in the late 1980s, during an apprenticeship in England. The decision to spend
money on it was made when she saw a nice swan in the book while flipping through
the pages. Helma really wanted to fold the bird, but as it is a complex model
and she was just starting to do Origami, she couldn’t finish it. So for about
ten years that was it for paper folding.
Lucky us
Helma came back to Origami when she was pregnant in 1996. She had the idea to
make the announcement card on her own and put a folded stork on the cover. This
time she contacted a professional from the Dutch Origami Society. She visited
the woman and after a long time of searching through her collection of books,
bought her second book, one with a stork in it. But still Helma was just a
beginner and the stork was not made for her. The difference this time was that she could get some help folding all
these models. The two women became friends, Helma joined the Origami Sociëteit Nederland and on the announcement cards she put a simple crane.
Daniel Chang (Mitanei)
Daniel was
introduced to the topic of Origami by his cousin. He was so enthusiastic about
it that his aunt brought him an Origami book from the USA, her home country,
when they visited him the next time. Daniel can’t remember the title anymore,
but he still knows that it was an American book with some boxes, a crane and a
face in it. It awoke a passion and already two years later he got a second book
for his collection.
Jens' erstes Origami Buch - Jens' first Origami book |
Jens Kober
I think
Jens‘ story is one of those you hear a bit more often. As a kid he had much fun
to be creative and so his parents gave him the book ‘Hobby Origami’ by Zülal Aytüre-Scheele
plus some paper as a present when he was eight. He liked it and so he also got
the two following books by the author.
At the age
of 12 there was a cut, the books stayed on the shelf and other things were more
important. But the folders in world didn’t take a break. When in 2010 Jens did
a research on Origami, because he was planning on a special decoration for a
birthday present, he was amazed how much more there was about Origami and he
came back to folding paper.
The kind
soul at Flickr, Esli, discovered Origami in 2010. It started with her
retirement, which came along with more free time, and a present on with a Sonobe
model attached on it, this made her curious about paper folding. Ilse informed
herself and found Origami boxes as a great introduction to the hobby, as they
are both beautiful and useful. According to this her first book was one with
boxes, of course by the master Tomoko Fuse.
Again this
was the beginning, followed by many other books, a Flickr account, a membership
at Origami Deutschland. She even didn’t only stick to boxes, Ilse is
challenging herself on and on again, these days she is working on more complex
animals and tessellation.
So, that’s it,
I haven’t asked more people. It is not representative, but at least it’s a
small collection of Origami stories. In the aftermath I noticed that I haven’t
asked younger folders. The origin of their enthusiasm of all the interviewed
people were books, except Ilse who started much more lately. The theory could
be that the “World Wide Web Generation” found their instructions in digital
medea for the first years and purchased more specialized books later. Maybe
there are also those who don’t own any book at all?
Just tell
me your story in the comments and possibly the picture becomes clearer.